Berlin St. Ansgar

 Projektdaten

Berlin, Stadtteil Mitte-Tiergarten

bearbeitet 2011-2013

Leistungsumfang

Zeichnerische Bestandsaufnahme
Messbilderstellung
restauratorische Untersuchng*
Schadensermittlung und kartierung
Schadbildkatalog
Konnservierungs- und Restaurierungskonzept
Kostenschätzung

(*restauratorische Untersuchung: Dipl.-Rest. Sonia Càrdenas)


Die katholische Pfarrkirche St. Ansgar wurde 1957 im Rahmen der internationalen Bauausstellung
"interbau 57" errichtet. Der Architekt Willy Kreuer (1910 ?1984) hatte den städtebaulichen
Wettbewerb für das Hansaviertel gewonnen und entwarf hier seinen ersten und wohl einzigen
Kirchenbau.
St. Ansgar ist nach dem Neubau von St. Canisius (1954?57 von Reinhard Hofbauer) der zweite Berliner Kirchenneubau nach 1945, der ohne jedes historische Vorbild neue Formen für den Sakralbau verwendet.
Der Bau Kreuers wird von zwei gegensätzlichen Elementen geprägt: Die als geschlossene Backsteinwand ausgeführte Parabel nimmt im Scheitel den Hochaltar und Chorraum auf, während der nördliche Schenkel den Kirchenraum vor dem Lärm der S?Bahn?Trasse schützt. Im Gegensatz dazu sind die Ost- und Südseite als stark durchbrochene, aufgefaltete Wände aus Betonfachwerk ausgebildet, die durch die Verglasung mit gegossenem Strukturglas zwar keinen klaren Durchblick bieten, den Kirchenraum aber mit einem hellen, nahezu schattenfreien Licht erfüllen. Mit diesem Beton?Paravent öffnet sich die Grundrissfigur gleichsam nach Südosten zum Hansaplatz und dem Kirchvorplatz hin.

Die fachwerkartige Sichtbetonfassade besteht aus schlanken Pfeilern und zurückgesetzten Feldern mit im Wesentlichen trapezförmigen Fenstern. Stützen und Felder weisen dabei sehr unterschiedliche Betonqualitäten und Herstellungsweisen auf. Während die Pfeiler aus einem sehr dichten Betongefüge mit glatter Oberfläche bestehen und horizontal deutlich durch Schalungsfugen gegliedert sind, wird in den Feldern durch Scheinfugen der Eindruck eines Stabwerks aus Einzelbauteilen erweckt. Offensichtlich wurden diese Scheinfugen durch in die
Schalung eingebrachte Dreiecksleisten erzeugt. Das Material der Felder ist ein sehr viel inhomogenerer Leichtbeton mit einem hohen Anteil an Schlackezuschlägen. Die Zuschläge bilden regelrechte Nester, und tragen mit den deutlich sichtbaren Einfüllschichten ganz wesentlich zum gestalterischen Erscheinungsbild bei.